Warum Geschichte? (DII Kurs)

Das Thema Geschichte ist eines, mit dem sich schon zahlreiche große Persönlichkeiten in der Vergangenheit beschäftigt und ihre Gedanken dazu geäußert haben. So sagte beispielsweise der bekannte Schriftsteller George Orwell: 

„Der effektivste Weg, Menschen zu zerstören, besteht darin, ihr eigenes Verständnis ihrer Geschichte zu leugnen und auszulöschen.“

Dass dieser Gedanke allemal Hand und Fuß hat, offenbaren viele vergangene Völker dieser Welt, darunter die schwarzen Sklaven, die damals aus Afrika in die USA verschleppt wurden.

Der amerikanische Historiker David McCullough meinte:

„Geschichte ist ein Führer durch gefährliche Zeiten. Geschichte ist, wer wir sind, und warum wir so sind, wie wir sind.“

Wenn nach dem ersten Zitat nicht schon klar wurde, worum es bei Geschichte letztendlich geht, sollte es spätestens hier Klick machen – es geht nicht nur um etwa ein paar langweilige Daten und Fakten, bei denen man damals im Geschichtsunterricht vielleicht sogar weggenickt ist und man kaum abwarten konnte, dieses Fach abzuwählen – nein! Es geht um so viel mehr als das. Es geht hier wirklich um… Identität.

Konfuzius gab weiter zu bedenken:

„Studiere die Vergangenheit, wenn du die Zukunft definieren willst.“ 

Das hört sich doch in Anbetracht des Identitäts-Paradigmas ziemlich nach Persönlichkeitsentwicklung an, oder? 

Aldous Huxley, britischer Schriftsteller und Philosoph, wurde noch ein bisschen konkreter, indem er sagte:

„Dass die Menschheit nicht viel von der Geschichte lernt, ist die wichtigste Lehre, die man aus der Geschichte ziehen kann.“

Unter diesem Gesichtspunkt scheint es, als wäre es mit der Persönlichkeitsentwicklung ja bisher nicht so prickelnd verlaufen…

Edmund Burke hatte da sogar eine noch härtere Prognose:

„Diejenigen, die nicht von der Geschichte lernen, sind dazu bestimmt, diese zu wiederholen.“

Vielleicht wollte er sogar „verdammt“ sagen? Aber so pessimistisch diese Prognose auch klingt, wichtig für uns ist, die Bedeutsamkeit daraus abzuleiten, uns mit den Fehlern aus unserer Geschichte auseinanderzusetzen, um sie eben zu vermeiden.

Doch wir sollten dabei Vorsicht walten lassen, denn Napoleon sagte:

„Geschichte ist eine Reihe von vereinbarten Lügen.“

Und auch Winston Churchill äußerte:

„Geschichte wird von den Siegern geschrieben“.

All diese Zitate geben einem ja schon durchaus zu denken und rücken das Thema Geschichte sicherlich in ein neues Licht, doch uns interessiert jetzt vor allem: Was sagt denn der Herr der Welten, unser Schöpfer, Allah, dazu?

Nicht nur um umfasst der Koran zahlreiche Stellen, in denen es um Geschichte geht, vielmehr besteht der Koran selbst aus 2/3 Geschichte! Wenn das nicht ihren Stellenwert bei Allah verdeutlicht… Man könnte also behaupten, dass wenn man sich nicht mit der Geschichte beschäftigt, einem der Zugang zu einem Großteil des Koran verwehrt bleibt. Nicht umsonst beschäftigen sich Koranexegesen ebenfalls mit den historischen Fakten. 

Es folgen aber nun ein paar Beispielverse, in denen es konkret um Geschichte geht:

„Begehrt ihr (Muslime) denn, dass sie (die Juden) euch glauben, wo doch eine Gruppe von ihnen das Wort Allahs gehört und es dann, nachdem er es begriffen hatte, wissentlich verfälscht hat?“ (2:75)
„Oder meint ihr etwa, daß ihr in den (Paradies)garten eingehen werdet, noch bevor Gleiches über euch gekommen ist, wie über diejenigen, die vor euch dahingegangen sind? Not und Leid widerfuhr ihnen, und sie wurden erschüttert, bis daß der Gesandte und diejenigen, die mit ihm glaubten, sagten: „Wann kommt Allahs Sieg?“ Aber wahrlich, Allahs Sieg ist nahe.“ (2:214)
„Wie viele Städte haben Wir vernichtet! Da kam Unsere Gewalt über sie bei Nacht, oder während sie zu Mittag ruhten.“ (7:4)
„Wir haben bereits die Geschlechter vor euch vernichtet, als sie Unrecht taten, als ihre Gesandten mit den klaren Beweisen zu ihnen kamen, und sie nicht glauben mochten. So vergelten Wir dem übeltätigen Volk.“ (10:13)
„Sag: Ich vermag mir selbst weder Schaden noch Nutzen (zu bringen), außer was Allah will. Jede Gemeinschaft hat eine (festgesetzte) Frist. Und wenn ihre Frist kommt, können sie (sie) weder um eine Stunde hinausschieben noch vorverlegen.“ (10:49)

Allah verweist in dieser Versen also immer wieder auf vergangene Völker, die Seinem Befehl nicht gefolgt sind und Er sie dementsprechend vernichtete.

Wenn euch die Tragweite der Geschichte aber immer noch nicht vor Augen geführt ist, dann gibt es sogar eine ganze Sure, die wir ohne den dazugehörigen historischen Kontext überhaupt nicht verstehen würden. Gemeint ist Sure ar-Rum, gleichbedeutend mit „die Römer“. Ohne geschichtliches Wissen würden die meisten von uns wohl auf Anhieb an die Herrschaften in Gladiator, Asterix und Obelix & co. denken. Allerdings haben die Römer, die in Filme wie diesen porträtiert werden, nichts mit den Römern gemein, von denen Allah und Sein Gesandter sprechen. Vielmehr war Rom damals in Ost- und Westrom, und wenn Allah und der Prophet ﷺ die Römer erwähnen, ist die Rede von den Oströmern, d. h. den Byzantinern, d. h. den orthodoxen Christen des osteuropäischen Reiches, und d. h. wiederum den heutigen Griechen. So viel nochmal zum geschichtlichen Ausmaß…

Wir halten also fest: Für uns Muslime geht es bei Geschichte vor allem um unsere Identität, die wir hier in Europa haben und auf einer ebenso legitimen europäische Geschichte basiert, wie die des Judentums und Christentums. Wir möchten uns fragen: Wie geht es den Muslimen heute in Europa und wie sind wir an den Punkt gekommen, an dem wir sind? Oberflächlich betrachtet sehen wir, dass es Millionen von Muslimen in Deutschland gibt, doch ist der Islam tatsächlich erst mit den sogenannten „Gastarbeitern“ aus der Türkei nach Deutschland gekommen? In Schulen werden im Geschichtsunterricht nur ganz bestimmte Themen behandelt, wie etwa der Erste und Zweite Weltkrieg, ein bisschen Antike, also Griechenland und evtl. sogar Ägypten, als hätte es nichts anderes gegeben. Aber, ratet mal: Es gab islamische Reiche und Dynastien, auch in Europa, ja! Und genau das wissen viele von uns gar nicht. 

Wir müssen unsere Geschichte kennenlernen, daraus lernen und sie verstehen, um Schlüsse und Lehren daraus zu ziehen. Denn letzten Endes ist es die Geschichte, die uns ein gewisses Selbstvertrauen und Bewusstsein gibt, durch welches wir Stolz auf unsere Identität empfinden, den wir an weitere, kommende Generationen übertragen können.


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