Die vorigen Posts haben sich mit dem Islam befasst, der sich zwischen 711 und 1492 auf der süd-südwestlichen Seite Europas abspielte, hauptsächlich auf der iberischen Halbinsel, d. h. Frankreich, Italien, Schweiz, Malta, Zypern und weitere Mittelmeerinseln.
Wir haben festgestellt, dass die Muslime in Andalusien ursprünglich aus Afrika kamen und ihnen entsprechend das Wort „Mauren“ zugeschrieben wurde, das aus dem Griechischen kommt und nichts anderes als „schwarz“ bedeutet. Dieser unschöne Ton dürfte uns selbst heute noch, wie viele Jahrhunderte später, bekannt sein, und wir sind leider vertraut mit dem Diskurs rund um den „fremden Islam“, der ja „von außerhalb komme und nichts mit Europa zu tun habe“. Man merkt: Genügend Leute haben wohl unseren DII Kurs noch nicht absolviert und hätten es mal bitter nötig. 😉 Doch zurück zum Thema: Auf dieser Seite Europas war man also wie gesagt 7-8 Jahrhunderte lang der Auffassung, dass „diese schwarzen Muslime uns weiße europäische Christen angreifen und bedrohen wollen“.
Jetzt stellt sich aber die Frage: Wie sah es aus mit dem Osmanischen Reich?
Nun, auf der anderen Seite Europas nahm eine andere Entwicklung ihren Lauf, nämlich im Osten und Südosten Europas. Diesmal kamen türkischstämmige Muslime aus Zentralasien, genau aus dem Gebiet, aus dem die meisten asiatischen Stämme kamen, die ebenfalls und sogar noch vor den Muslimen nach Europa gezogen waren, wie z. B. die Hunnen. So hat das Land Ungarn seinen Namen den Hunnen zu verdanken, die sich einst dort niederließen, sich dann abspalteten und weiter nach Finnland zogen.
Die Hunnen hatten damals allerdings nicht den Islam angenommen, da es den Islam als System so noch nicht gab. Wir als Muslime glauben natürlich, dass der Islam in seinem Kern seit dem ersten Menschen und Prophet Adam (a.s.) besteht, aber das islamische System wie wir es kennen und verstehen gab es eben erst mit dem Kommen des letzten Propheten und Gesandten Muhammed sas.
Im Gegensatz zu den Hunnen kamen dann später andere Turkvölker ab dem 9. Jahrhundert massenweise zum Islam, da sie viel Kontakt zu sufistischen Shuyukh hatten, die durch Asien wanderten und dort den Islam predigten. Dadurch nahmen sie damals sehr schnell und einfach den Islam an, aber eben einen Islam mit sufistischer Prägung. Aus diesem Grund wird man auch feststellen, dass das, was heute vom osmanischen Reich in der Türkei übriggeblieben ist, sehr stark sufitisch geprägt ist.
Unter den Turkvölkern breitete sich also dieser sufistische Islam aus und die ersten unter ihnen, die ein Reich gründeten, waren die Seldschuken, die dann in Kleinasien, in der heutigen Türkei, blieben und wohlgemerkt immer noch ein asiatisches Volk waren. Letztlich führten die Mongolen den Zerfall des Seldschuken-Reichs herbei und daraufhin kamen andere Turkvölker, darunter die Osmanen, nach Kleinasien. Die Osmanen kamen unter Ertuğrul aus Zentralasien, der in Kleinasien erstmals das osmanische Reich, benannt nach seinem Sohn Osman, gründete.
Wichtig anzumerken ist, dass die Osmanen zwar Türkischstämmige aus Zentralasien waren, es aber nicht dabei blieb, denn sie heirateten hauptsächlich nicht-türkische byzantinische, ja sogar griechisch-orthodoxe Frauen, die praktisch ihre nächsten Führer gebaren. Es ist also nicht korrekt zu sagen, dass sie Türken waren, denn die Türkei mit seinem „rein“ türkischen Volk bildete sich erst 1923. Davon waren die Menschen türkischstämmig, also Osmanen und Seldschuken.
Es ist bedeutend, dieses Phänomen eines polyreligiösen, polykulturellen Vielvölkerstaats unter dem osmanischen Reich zu sehen und anzuerkennen, denn man wirft uns Muslimen ja immer vor, dass die Europäer uns beibringen müssten, wie wir uns mit anderen Völkern, Ethnien und Religionen zu verständigen hätten, doch in Wahrheit ist das etwas, das WIR IHNEN beibringen können, denn mit dem osmanischen Reich hatten wir schon lange vor ihnen einen Vielvölkerstaat.
Die ersten vier Sultane des Osmanischen Reichs liegen in seiner einstigen und allerersten Hauptstadt begraben, in Bursa in der heutigen Türkei. Irgendwann kam dann auch erstmals die europäische Stadt Adrianopel (griech. Adrianopolis) als 2. Hauptstadt hinzu, die heute auf den türkischen Städtenamen „Edirne“ hört. 1453 trat die wichtigste Stadt, nämlich Konstantinopel und damit das heutige Istanbul, hinzu.
Diese drei Städte blieben eine ganze Zeit lang die Hauptstädte des Osmanischen Reiches und haben heute entsprechend viel an historischen Artefakten vorzuweisen. Im Endeffekt bildete sich ein riesengroßes Reich im Süden/Südosten Europas heraus, das sich über den gesamten Balkan hinweg erstreckte, angefangen irgendwo in Griechenland, denn die ersten türkischstämmigen Völker waren schon im 14. Jahrhundert, also noch vor der Eröffnung Konstantinopels, in Mazedonien angekommen und waren im 16. Jahrhundert von dort weiter hoch in den Balkan gestiegen, bis nach Wien. Und genau mit Wien soll es im nächsten Blogpost weitergehen, also bleibt dran!
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