Koran unnachahmlich: Nahrung für die Seele

Man stelle sich einmal die Eröffnung einer nagelneuen Fabrik vor, die zu Beginn 1000 Leute einstellt. Sie alle erscheinen pünktlich zu ihrem ersten Arbeitstag und begeben sich in die große Halle der Fabrik, wo das Licht angeht und sie all die neuen, noch unbenutzten Maschinen sehen. Jetzt stehen sie da und warten. Sie warten auf jemanden der kommt, und ihnen ihre ersten Anweisungen erteilt, was sie zu tun haben. Doch…

Es passiert nichts. Niemand kommt. Die Leute stehen einfach so da und niemand kommt herbei, um ihnen zu sagen, was ihre eigentliche Aufgabe in der Fabrik ist.

Kann man sich solch ein Szenario überhaupt vorstellen? 

Wohl eher nicht, denn man würde ganz selbstverständlich erwarten, dass jemand kommt und den Menschen erklärt, was ihre Aufgabe, was der Sinn des Ganzen ist.

Nun, ratet mal: Die Menschen hier auf diesem Planeten befinden sich exakt in derselben Situation.

Sie wachen eines morgens auf diesem Planeten auf und sollten doch eigentlich damit rechnen, dass jemand ihnen sagt, warum sie überhaupt hier sind, welchen Sinn das alles hat und wozu es gut ist, und wo diese Reise hingeht. 

Eigentlich sollte die natürliche Erwartungshaltung eines jeden Menschen sein, dass der Schöpfer ihm eine Botschaft zukommen lässt.

Hinzu kommt, dass wir beobachten, dass alles in der Natur bestimmten Gesetzmäßigkeiten folgt, angefangen mit der Sonne, die sich innerhalb der Milchstraße befindet, über den Mond, der um die Erde kreist bis hin zur Erde, die um die Sonne kreist. Alles in der Existenz folgt vorgegebenen Bahnen und Gesetzen, und nichts von alledem, ob Planeten, Tiere und Pflanzen, könnte irgendwann von sich aus sagen: „Nö, ich mach das jetzt anders.“

Doch der Mensch tanzt da völlig aus der Reihe. Der Mensch ist anders. Er kann sich entscheiden, etwas zu tun oder zu lassen, ganz anders als die restliche Schöpfung. Er kann entscheiden, ob er im Kreis läuft oder nicht, anders als die Erde. 

Aber der Schöpfer von alledem, der für alles Gesetze vorgesehen hat, soll etwa keine Gesetze für den Menschen bestimmt haben?

Allein nach dieser Logik sollte der Mensch erwarten, dass Er ihm eine Botschaft zukommen lässt, die im hilft, seinen Alltag zu navigieren. Wir sind schließlich den ganzen Tag über damit beschäftigt, Entscheidungen zu treffen, ob wir etwas tun oder lassen sollen, und der Schöpfer soll uns einfach uns selbst überlassen haben?

Der Koran ist das einzige Buch, das jemals für sich selbst in Anspruch genommen hat, eine Rechtleitung von demjenigen zu sein, der das alles hier erschaffen hat. Darin heißt es u.a.:

„Und Wir haben dir das Buch offenbart als klare Darlegung von allem und als Rechtleitung, Barmherzigkeit und frohe Botschaft für die (Allah) Ergebenen.“ (16:89)

Heutzutage verlieren wir uns in Diskussionen darüber, wie man beweisen kann, das der Koran wirklich vom Schöpfer stammt, aber wenn der Mensch mal mit einer natürlichen Erwartungshaltung an die Sache herangehen würde, würde sich das Meiste von selbst ergeben, denn er sollte ja von sich aus damit rechnen, dass er eine Botschaft mit auf seinen Weg bekommen hat.

Dies angewandt auf unser Fabrik Szenario zu Beginn: Wenn jetzt jemand in die große Halle treten, sich als Chef vorstellen und uns unsere Anweisungen geben würde, würden wir dann seine Papiere, seinen Ausweis verlangen? 

Wohl eher nicht, eben wegen dieser Erwartungshaltung, und genau diese sollten wir erst Recht gegenüber unserem Schöpfer mitbringen. 

Der Koran ist aber noch mehr als eine Botschaft, eine Rechtleitung, eine Information darüber, warum wir hier sind und wie es hier läuft. 

Der Schöpfer hat uns eine Welt mit lauter Dingen zur Verfügung gestellt, um unseren Körper zu erhalten, indem wir ihn nähren, pflegen und gut auf ihn Acht geben. Unterlässt man das, stirbt man. 

Allerdings ist der Körper nicht alles, was den Menschen ausmacht. Er hat auch noch eine Seele. 

Und genauso, wie der Körper Nahrung braucht, um zu gedeihen und zu leben, braucht auch die Seele Nahrung, aber nicht in derselben Form, denn die Seele ist ja nicht materiell.

Trotzdem braucht sie Nahrung, und wenn sie diese nicht bekommt, stirbt sie.

Doch nichts aus dieser Welt kann sie nähren, sondern nur etwas, das nicht von dieser Welt stammt, denn die Seele selbst stammt ja nicht von dieser Welt, sondern von Allah. Und genauso brauchst sie etwas von Allah – und das ist der Koran.

Das, was wir Rechtleitung nennen, ist nicht nur eine Navigation für unseren Alltag, sondern nährt auch unsere Seele und zeigt uns, wie wir sie wahren können. 

Oft fragen die Leute, warum Muslime 5x am Tag beten müssen, wozu der Schöpfer unsere Gebete denn braucht…

Nun, natürlich braucht Er unsere Gebete nicht, sondern es ist unsere Seele, die unsere Gebete braucht. 

In gleicher Weise ist ein Verbot, das Allah bestimmt hat, nicht etwas, das Er einfach nur um des Verbots willen erlassen hat, sondern vielmehr ist es etwas, das anderenfalls unserer Seele schadet, und Allah hält uns davon ab, unserer eigenen Seele zu schaden. 

Darüber hinaus ist der Koran eine Form der Gewissheit, auf Arabisch: یقین (yaqīn). Du besitzt یقین, wenn du etwas so sicher weißt, dass du nicht noch einmal darüber nachdenken musst, ob es stimmt. یقین hat drei verschiedene Stufen, die wir anhand eines Beispiels demonstrieren wollen:

Die erste Stufe nennt sich علم اليقين (‘ilm-ul-yaqīn), das ist die Gewissheit, die durch eine Überlegung und eine daraus gezogene logische Schlussfolgerung bekommst. Stell du dir vor, du bist gerade mit dem Auto unterwegs und siehst in der Ferne Rauch aufsteigen. Du überlegst und ziehst die Schlussfolgerung, dass dort irgendwo ein Feuer brennen muss. Dann hast du علم اليقين.

Du fährst dann mit deinem Auto in Richtung des aufsteigenden Rauches und erreichst ein Haus, das in Flammen steht. Dann bekommst du عين اليقين (‘ayn-ul-yaqīn), die Gewissheit, die du bekommst, wenn du etwas mit eigenen Augen gesehen hast.

Wenn du dann auch noch, ganz absurderweise, aussteigen, zum Feuer selbst gehen, deine Hand darin legen und spüren würdest, wie sie brennt, erreichst du die Stufe von حق اليقين (haqq-ul-yaqīn), die Gewissheit durch eine persönliche Erfahrung. 

Interessanterweise wird der Koran als diese letzte Stufe, als حق اليقين bezeichnet. Doch von welcher Erfahrung und welcher Gewissheit ist hier die Rede?

Der Koran sind die Worte Allahs, und wenn Er zu dir spricht, indem du seine Worte rezitierst, ist das wie eine persönliche Erfahrung deines Schöpfers. Es ist die Gewissheit, als würdest du ihn persönlich erfahren. 

Der Koran ist also nicht zuletzt eine Möglichkeit, den Schöpfer von alledem hier persönlich zu erfahren. 



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